Münzen und Geld in alter Zeit - aus der Geschichte

 
Geldbeutel aus alter Zeit Die Reformen Karls des Großen in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts bildeten die Grundlagen für das mittelalterliche Geldwesen. Seit diesen Münzreformen war die einzige reale Währungseinheit der Silber-Pfennig, in den lateinischen Quellen denarius genannt. Sein Wert wurde von seinem tatsächlichen Silbergehalt bestimmt, das heißt sein Münz- oder Währungswert lag wegen der Pruduktionskosten der Münze jeweils geringfügig über dem seines reinen Edelmetallwerts. Außerdem gab es als reine Zähleinheiten den Schilling oder solidus, bestehend aus zwölf Pfennigen, und das Pfund (lat. lihra), das in zwanzig Schillinge eingeteilt war. Wenn also zum Beispiel in einer mittelalterlichen Quelle für ein Haus ein Kaufpreis von 4 Pfund, 3 Schilling und 10 Pfennigen genannt wird, dann wechselten 1006 (4 x 240 + 3 x 12 + 10) Pfennige den Besitzer. Im früheren Mittelalter war die Geldwirtschaft in Mittelfranken noch nicht sehr entwickelt. Nur in Rheinfranken, in den mittelrheinischen Bischofsstädten Speyer, Worms und Mainz sowie seit dem 12. Jahrhundert in Ostfranken herrschte eine intensive Geldwirtschaft.
Für die Menschen des relativ spät besiedelten Gebiets von Wüstenrot war daher erst der Haller Pfennig oder Heller von Bedeutung, der seit Ende des zwölften Jahrhunderts geprägt wurde. Zunächst wohl eher als regionale Münze für diesen bisher münzstättenlosen Raum gedacht, trat der Heller seit dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts einen Siegeszug durch ganz Süddeutschland an, da er nicht nur im Wert als recht stabil und zuverlässig galt, sondern auch im Gegensatz zu einer Vielzahl von regionalen Münzsorten überall umlauffähig und akzeptiert war. So stellte der Heller bald die Grundlage des südwestdeutschen Münzwesens dar. Im 14. Jahrhundert wurden in Schwaben und Franken vorwiegend Heller in verschiedenen königlichen und territorialen Münzstätten geprägt. So erhielten auch 1363 die Grafen von Wertheim und 1374 die Grafschaft Württemberg ihr erstes Münzprivileg zur Ausprägung von Hellern. Doch geriet der Heller seit der Mitte des 14. Jahrhunderts durch vielfältige minderwertige Imitationen in Mißkredit, so daß in dieser Zeit in Franken wieder gute Pfennige nach würzburgischer, regensburgischer und pfälzischer Art geprägt wurden, auch von den Grafen von Hohenlohe und von Wertheim. Neben den verschiedenen und inzwischen geringhaltigen Hellern und Pfennigen kursierten zu dieser Zeit auch auswärtige größere Silbermünzen, Groschen, da der aufstrebende Handel ein wachsendes Bedürfnis nach stabilem Großgeld hatte. Um der zunehmenden Geldverwirrung zwischen verschiedensten Hellern, Pfennigen und Groschen Herr zu werden, schlossen sich bald die Territorien Frankens zu Münzbünden zusammen. Man vereinbarte, nur noch bestimmte Nominale in einheithchem Schrot und Korn (Rauh- und Feinsilbergewicht) auszuprägen und für den Umlauf zuzulassen. Im Zuge dieser Münzvereine wurden vorwiegend Pfennige und Schillinge zu zwölf Pfennigen geprägt. Als Großgeld liefen zunächst florentinische, venezianische und ungarische Goldmünzen (Gulden und Dukaten), später vor allem die rheinischen Goldgulden sowie namentlich in Franken die Gulden der königlichen Münzstätte Nördlingen und der brandenburgischen Münze in Schwabach um.
Die Zeit um 1500 erwies sich für das Münzwesen als große Umbruchszeit. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts wurden Großsilbermünzen im Wert der (Gold-)Gulden in großen Mengen ausgeprägt. Sie wurden Guldengroschen, Guldiner, später meist Taler genannt. Ungefähr gleichzeitig verbreitete sich als beliebte Mittelmünze rasch der Batzen, zunächst gerechnet zu vier Kreuzern oder 16 Hellern. Auch der fränkische Münzbund konnte in dieser Zeit dem Druck auswärtiger Münzen aus den silberreichen Ländern nicht mehr standhalten. Sächsische Groschen, oberschwäbische Batzen aus Tiroler Silber sowie günstige Münzsorten wie die Göttinger Körtlinge überschwemmten den fränkischen Geldumlauf, so daß seit 1510 ein Münzstand nach dem anderen begann, selbst Batzen in großen Mengen zu produzieren. Taler aus Sachsen, Böhmen und den Niederlanden beherrschten den Umlauf des Großgeldes. Im Laufe des 16. Jahrhunderts stellte die Münzstätte in Schwäbisch Hall ihre Münzproduktion ein.
Die Reichsmünzordnungen des 16. Jahrhunderts versuchten erstmals wieder seit dem Ausgang des Hochmittelalters, ein reichsweit einheitliches Münzwesen zu schaffen. In den süddeutschen Ländern bürgerte sich seit der Reichsmünzordnung von 1559 die Rechnung in (bald fiktiven) Gulden zu 60 Kreuzern anstelle der Rechnung in Pfund Hellern ein. Allerdings bequemte sich selbst die württembergische Verwaltung erst im Jahr 1623 dazu, ihre Buchführung auf Gulden und Kreuzer umzustellen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, stellte sich aufgrund von Bevölkerungsdruck, Agrarkrisen und erhöhten Rüstungsausgaben eine ständig wachsende Inflation ein, die nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges zu einer großen Inflation explodierte, der sogenannten Kipper- und Wipperzeit. Zur Finanzierung der Heere wurde in großem Stil "gutes Geld" aus guthaltigen Silberlegierungen eingezogen, eingeschmolzen und zu unterwertigem Kleingeld beschränkter Umlauffähigkeit (Landmünze) mit insgesamt höherem Nominal verprägt. Die Folgen waren eine galoppierende Inflation und Hunger für die nicht-bäuerliche Bevölkerung, die sich nicht einmal mehr ausreichend Lebensmittel kaufen konnte. Aus Angst vor Unruhen fanden sich dann doch die Fürsten zusammen, um die Inflation zu stoppen, das Kippergeld aus dem Verkehr zu ziehen und eine solide Geldpolitik zu betreiben.
Geldbeutel aus alter Zeit Im 17. und 18. Jahrhundert liefen neben vielen verschiedenen auswärtigen Großmünzen (Dukaten, Taler, Halbtaler etc.) eine große Menge unterwertiger, kleinerer Nominale eigener Produktion für den täglichen Bedarf um (Pfennig, Halbkreuzer, Kreuzer, Halbbatzen zu 2 Kreuzern, Groschen zu 3 Kreuzern, 6 Kreuzern etc.). Eediglich unterwertige Großmünzen wie die mit Geldmanipulationen verbundenen und gewinnträchtigen Karoline Württembergs wurden in großen Mengen hergestellt. Vollwertige und meist prächtige Großmünzen wurden hauptsächlich zur fürstliehen Repräsentation sowie als Tauf- und Konfirmationsgeschenke wohlhabender Bürger in den großen und modernen Münzstätten wie Augsburg und Nürnberg in Auftrag gegeben.
Erneute Versuche unter den süddeutschen Nachbarn, ein einheitliches Münzwesen zu begründen, so zum Beispiel die süddeutsche Münzkonvention von 1753, scheiterten jeweils an steigenden Silberpreisen und am Fehlen einer gemeinsamen süddeutschen Münzpolitik. Erst nach der Gründung des deutschen Zollvereins (1833) gelang es, gemäß den Münchner und Dresdener Münzverträgen 1837/38 eine einheitliche Guldenwährung für die süddeutsehen Staaten zu schaffen. Nach der provisorisehen Verbindung des norddeutschen Taler und des süddeutschen Guldensystems durch Vereinsmünzen (seit 1838) und Vereinstaler (seit 1857) wurde zwischen 1871 und 1876 reichseinheitlich das Dezimalsystem mit der Mark eingeführt, die nach über 1000 Jahren Silberwährung erstmals wieder auf Gold basierte. Zwar gelang die Umstellung zur Mark als Goldwährung dank der gewaltigen französisehen Kriegskontributionen von 1871 recht problemlos, doch konnte die Umstellung des Geldverkehrs nur schrittweise durchgeführt werden. Erst ab 1873 gab es Reichs-Kleinmünzen, und die Vereinstaler blieben trotz fallender Silberpreise bis 1907 als vollwertige silberne Währungsmünzen im Wert von 3 Mark im Umlauf. Seit der Reichsgründung konnte sich auch allmählich das Papiergeld im Umlauf durchsetzen, da die Reichsbank eine vertrauenerweckende Geldpolitik betrieb und bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs stets große Goldreserven halten konnte. Infolge des Krieges brach in Deutschland wie in anderen Ländern die Goldwährung zusammen. Die Geldkrise steigerte sich im Reich wegen offener Kriegsanleihen, riesiger Reparationszahlungen sowie aufgrund gezielt anheizender Geldpolitik zur großen Inflation von 1922/23, an deren Ende ein Dollar mit 4,2 Billionen Papiermark notiert wurde. Die Inflation, die den Großteil der Privatvermögen und damit die Altersvorsorge weiter Bevölkerungsteile vernichtete, wurde Ende 1923 durch die Einführung der Rentenmark auf der Basis von Sachwerten sowie im Wert je einer Goldmark beziehungsweise einer Billion Papiermark beendet. Ein Jahr später wurde die Rentenmark in Reichsmark umbenannt. Sie geriet erst wieder infolge der Kriegswirtschaft mit ihrer durch Zwangswirtschaft verdeckten Inflation außer Kontrolle.
Die Währungsreform im Jahr 1948 erreichte dann mit der Einführung der Deutschen Mark wieder stabile Geldverhältnisse.
 

Münzen im Deutschen Reich vor und während des Dreißigjährigen Krieges.

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Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gab es seit 1559 eine Münzordnung, die in groben Angaben vorschrieb, welche Münzen in welchem Verhältnis voneinander im Umlauf sein dürfen.
Die Münzordnung verbot den einzelnen Landesherren (Territorialfürsten) die Prägung von Reichsmünzen. Dazu gehörten Taler, Gulden, Kreuzer etc.
Sie erlaubte jedoch das Prägen beliebig vieler Landesmünzen auch mit niedrigem Silbergehalt.
Ein Blick in einen Münzkatalog bestätigt den Verdacht einer ungezügelten Prägung landeseigener Münzen.
Welchen Umfang die dezentrale Münzprägung angenommen hatte, zeigen folgende Zahlen:

Das sächsische Herrscherhaus unterhielt 45 Münzen, der Herzog von Braunschweig 40; in Schlesien gab es 18 und im niederrheinischen Kreis 67 Münzen.
In vielen Fällen war der wahre Prägegrund auch Prestigedenken der jeweiligen Landesherren. Ein typisches Beispiel dafür liefern die seltenen und gesuchten Gold- und Silbermünzen des Herzogs Albrecht von Wallenstein. Es verwundert dabei nicht, daß er kaum Wert auf einen sorgfältigen Stempelschnitt bei der Widergabe seines Porträts legte. Größeres Gewicht hat er hingegen auf die korrekte Darstellung seines Wappens und seiner Titel gelegt. An der Zunahme seiner Wappenbilder läßt sich gut erkennen, wie der Herzog immer mehr Territorein unter seine Herrschaft bekam. Mit Hilfe von Münzen wollten nicht nur er, sondern die Landesfürsten allgemein ihre hervorragende Stellung innerhalb der feudalen Hierarchie der damaligen Zeit dokumentieren.
Formell existierte eine Münz-Kontrolle. Auf den halbjährlich stattfindenden "Probationstagen" sollten Abweichungen von der Ordnung gefahndet werden. Die Wirksamkeit dieser Probationstage scheiterte aber an der Unfähigkeit und am Widerstand der Landesherren.
In Krisenzeiten wurden bewußt die Umrechnungskurse der durch die Landesherren geprägten Münzen geändert, weil dann vorsätzlich Gewicht und Silberanteil der geprägten Münzen verändert, d.h. verringert wurden.

Völlig außer Kontrolle geriet das Münzwesen in der Zeit der Wipper und Kipper.
In dieser inflationären Zeit prägten nicht nur der Kaiser und die Landesherren Münzen, sondern auch Münzpächter, die das Recht zur Münzprägung vom Landesherrn gegen Vorabzahlung einer vereinbarten Summe zeitweilig gepachtet hatten.
Daneben existierten oft auch sogenannte "freie Münzen", die im Auftrag und Interesse von Städten, Klöstern oder Feldherren Münzen prägten. Damit waren Manipulationen des Silberanteiles und damit Münzabwertungen Tür und Tor geöffnet.
Um einen ungefähren Eindruck zu bekommen, welche Münzen in welchem Verhältnis zueinander im Umlauf waren, soll am Beispiel Württembergs die gängige Bezeichnung und der ungefähre Wert der dort vor dem dreißigjährigen Krieg in Umlauf befindlichen Münzen benannt werden.
In dieser süddeutschen Region waren zum Beispiel folgende Münzen im Umlauf:

1 Pfennig (d) = 2 Heller (h)
1 Kreuzer (xr) = 4 Pfennig = 8 Heller
1 Batzen = 4 Kreuzer = 16 Pfennige = 32 Heller
1 Groschen = 12 Pfennige = 24 Heller
1 Ort = 15 Kreuzer = 60 Pfennige = 120 Heller
1 Gulden (fl)= 4 Ort = 60 Kreuzer = 240 Pfennige = 480 Heller
1 Reichstaler = 2 Gulden = 8 Ort = 120 Kreuzer = 480 Pfennige = 960 Heller
1 Goldgulden = 2-3 Gulden
1 Dukaten = 4 Gulden

Daneben gab es u.a. auch noch den Silbergroschen oder auch Albus genannt.

5 Silbergroschen = 1 Gulden.

Als sich in den Jahren ab 1615 die Kriegsgefahr immer mehr verdichtete und der Geldbedarf des kaiserlichen Hofes und der Landesherren für die notwendige Ausrüstung von Söldnern ständig stieg, richteten auch kleinere Regenten unter Verletzung der Reichsmünzordnung Münzstätten ein, in denen sie Münzen schlagen ließen, die kaum die Hälfte des vorgeschriebenen Feingehaltes an Silber aufwiesen. Die Bevölkerung nannte sie "Heckenmünzen".

In den Folgejahren wurden auch vermehrt Kleinmünzen wie Sechsbätzer oder Dreibätzer geprägt.


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Quellen

Daniel Stihler; Stadtarchiv Schwäbisch Hall
Diverse Heimatbücher
Internet