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Hier gibt es lokale Geschichte aus der Zeit von 1760 - 1800
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Diese Seite will nur einen groben Überblick, der Entwicklung in der Zeit von 1760 - 1800 aufzeigen, um so besser die Welt
meiner Ahnen verstehen zu können. Dabei geht es mir nicht darum, die deutsche Geschichte genau zu erfassen, sondern
Ereignisse aufzuzeigen, die für das Leben der einfachen Leute wichtig wurden.
Alles andere würde den Rahmen dieser Homepage sprengen.
Die wichtigsten Schlagworte
Das Hohenloher Dorf Teil 3
Wollen Sie erst den Teil 1 lesen? Dieser beschreibt kurz die Zeit vor
1540.
Oder gleich den Teil 2? Dort wird die Zeit nach
1600 betrachtet.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts hatte sich die Landwirtschaft unter dem Druck
des steten Bevölkerungszuwachses zu verbessern. Männer der Aufklärung, so wie in Hohenlohe Pfarrer Mayer, wirkten
hierbei als treibende Kräfte. Johann Friedrich Mayer (1719-1798) war lange Zeit
Pfarrer in Kupferzell.
Er bemühte sich um Fortschritte bei der Feld- und Gartenarbeit, entwickelte neue Düngemethoden und predigte
Sparsamkeit und Rationalität im bäuerlichen Betrieb. 1773 wurde in Nürnberg
erstmals sein "Lehrbuch für die Land- und Haußwirthe" gedruckt, eines der populärsten
Bücher des Bauernaufklärers. Die Landesfürsten, deren Fürstentümer durch mehrere Teilungen klein geraten waren, nahmen
die Vorschläge von Pfarrer Mayer wohlwollend auf. Sie erkannten, daß ein Gedeihen der Landwirtschaft auch ihnen
Vorteile bringen würde. Zudem gab es in Hohenlohe keine weitere Adelsschicht zwischen Bauern und Landesfürsten.
Ein Mehrertrag in der Landwirtschaft kam den Fürsten folglich direkt zu.
Auf Pfarrer Mayers Geheiß wird der Weidegang der Rinder abgeschafft, ganzjährige Stallhaltung setzt sich durch.
Die Allmende wird zusehends in Ackerland umgewandelt und unter den Bauern der Gemeinde aufgeteilt. Weiher,
Tümpel und Moore werden trockengelegt. Auf dem so geschaffenen Kulturland werden kleinere Höfe gegründet.
Hekken und Feldgehölze werden gerodet. Die Dreifelderwirtschaft macht langsam einer Fruchtwechselwirtschaft Platz.
Neue Kulturpflanzen werden eingeführt. Die Brache wird mit Esparsette, einer kleeartigen Futterpflanze,
"angeblümelt". Die Zäune um die Zeigen verschwinden. Der Flurzwang wird abgeschafft. Der Bauer arbeitet
nun zusehends in Eigenregie. Das Vieh, nunmehr fast ganzjährig im Stall gehalten - nur ein letzter Weidegang
im Herbst wird vielerorts beibehalten -, liefert hervorragenden Mist. Die Äcker und Wiesen können so regelmäßig
gedüngt werden. Pfarrer Mayer regt auch viele Bauern zum Bau von Güllegruben an. Der Gips zur Kalkung des Bodens
findet verstärkt Anwendung. Das auf den so verbesserten Feldern angebaute Futter ist von guter Qualität und führt
zu hervorragenden Mastergebnissen.
Das Mastvieh, vor allem die Mastochsen, die bis nach Paris getrieben werden, bilden schließlich den Grundstein für den
Wohlstand der Bauern in Hohenlohe. Wurde im 17./18. Jahrhundert noch in vielen
Regionen auf Geheiß der Obrigkeit der Weinbau ausgedehnt, so kommt er zu Zeiten eines Pfarrers Mayer auf den
schlechteren Lagen zusehends zum Erliegen. Der Obstbau erhält - nicht zuletzt durch das Wirken vieler
Ortsgeistlicher - einen großen Aufschwung. Man pflanzt Obstbäume entlang der breiten Viehtriebwege und verschmälert
sie auf diese Weise. Obstwiesen werden angelegt, ebenso Obstbaumgürtel um die Dörfer. Auch ein Überbleibsel der
Reformation verschwindet: die unzähligen Fischteiche. Nicht selten hatte man Bäche mehrmals hintereinander
zurückgestaut, so daß sich perlschnurartig Fischteich an Fischteich reihte. Nach Pfarrer Mayer wurden so um
Kupferzell allein an die 100 Morgen Teichfläche trockengelegt.
Bis in das 20. Jahrhundert hinein wird Hohenlohe als blühendes Bauernland gepriesen. Der Hohenloher Bauer wird den
Landwirten aus anderen Gegenden Deutschlands als Vorbild hingestellt. Der industrielle Aufschwung zu Beginn unseres
Jahrhunderts jedoch geht an Hohenlohe vorüber.
Abb. Bildnis des Johann Friedrich Mayer, geb. 1719 in Herbsthausen, gestorben
1798 in Kupferzell, des führenden "Bauernaufklärers" in Hohenlohe.
Er bemühte sich um Fortschritte bei der Feld- und Gartenarbeit, predigte neue Düngemethoden und Anbausorten und
veröffentlichte seine Erfährungen in zahlreichen Büchern, so im "Lehrbuch für die Land- und Hauswirte"
von 1773.
"
Nacktes Mensch" am Oberen Tor - 1761 in Öhringen
Die Vernehmung mehrerer Personen ergab: Oberstadttorwart Carl Ludwig Otto habe am
13.9.1761 beim Öffnen des Tors am Morgen die ganz nackte Weibsperson
angetroffen. Nachtwächter auf dem Obertorturm war Ludwig Mößner, er hat morgens um halb
fünf dem Schutzverwandten Anton Fischer das Tor geöffnet, da sei ein nacktes Mensch gewesen, das am
mittleren Tor gchocket. Auf dem mittleren Torturm wohnte die Maria Barbara Spahnerin, 51 Jahre, ledig,
sie hat auf der obersten Staffel eine Haube gefunden. Der Totengräber Michael Weiß hat eine
verdächtige Person am Tag zuvor getroffen, ihre Mutter sei von Baierbach, dahin habe sie wollen, er habe
sie auch bis zur Pfaffenkelter begleitet.
Aus der Büttelei wird die Beschuldigte vorgeführt. Name: Eva Catherina, 50 Jahre, geboren zu Baierbach,
Vater habe Meißner geheißen und hause zu Sindringen. Ihre Mutter diene zu Untermasselbach. Der Vater
sei von Steinbach gewesen, seien nicht verheiratet gewesen, die Mutter handle mit Salz, der Vater wäre
wohlhabend. Sie sei seit zehn Jahren verheiratet mit Georg David Lindemann, dem Krauterjörgle, dessen Vater
sei Jäger beim Grafen Wolf gewesen. Ihr Mann möge sie nicht, er handle mit Wurzeln und Kräutern.
Sie seien zu Neuenstein häusig gewesen, hätten aber kein eigenes Haus, sie hätten ein Kind, einen
Jungen, etwa zehn Jahre alt.
Die Mutter sagt aus: Sie heiße Maria Catharina Schantzenbach, 75 Jahre alt,
geboren zu Baierbach, sie sei nicht verheiratet und habe zwei Töchter, die älteste, Eva Catherina, sei
von Georg Fr. Meißner von Untersteinbach, Maria Elisabeth von einem Knecht, der zu Windischenbach gedient,
er habe Heinrich geheißen. Sie sei derzeit zu Untermasselbach seit fünf Jahren, nähre sich mit
Salzhandel, habe ein Häuslein in Baierbach gehabt.
Eva Catherina wird immer wieder vernommen und gefragt, ob sie Hexe sei. J. Martin Sebastian Obermüller,
52 Jahre, Stadtknechl, sagt, die Inhaftierte habe aus dem Gefängnis Brot hinabgeworfen, daran seien seine
Hühner krepiert. Stiftsprediger Knapp wird hinzugezogen. Stadtvogt Rößle schreibt langen
Exkurs über Hexen und Hexerei, glaubt aber, die Beschuldigte sei eher einfältig als eine Hexe.
Dennoch werden Gutachten zur Hexerei angefordert.
Die Eva Catherina Lindemann saß fast ein halbes Jahr im Gefängnis. Dann löste sich der Fall auf
natürliche Weise. Am 27. Februar 1762 zeigte der Stadtknecht
Obermüller an, die inhaftierte Lindemann sei, nachdem sie sich gestern etwas übel befunden habe,
heute vor dem Ofen sitzend tot angetroffen worden. Zwei Chirurgen untersuchten sie: Auf der Brust schwarze
Flecken, stagnatio sanguinis oder Schlagfluß.
Obwohl kein Grund für eine "Sepultura Canina" (sie wie einen Hund zu verscharren) vorlag,
war zunächst eine Beerdigung bei Nacht an der Mauer geplant. Weil die Tote vielleicht aber doch der Zauberei
kundig gewesen sein könnte, wollte sie kein Totengräber begraben. So hat man beschließen müssen,
einen Taglöhner, den die Dürftigkeit hart gedrückt, für einen neuen Rock und einen Gulden
zu dingen. Er legte den Körper auf eine Bahre, diese auf einen Schlitten und zog hinaus zum Siechhaus, wo
schon andere auswärtige Arme, die krank daherkamen und starben, begraben worden sind.
Buch "Hohenlohe" von Otto Bauschert
Buch "Leben in Hohenlohe" von Helmut Starrach
Buch "2000 Jahre Chronik der Weltgeschichte" vom Chronik-Verlag
Buch "Pfedelbach 1037 - 1987" von der Gemeinde Pfedelbach
Buch "Waldenburger Heimatbuch" von der Gemeinde Waldenburger
Buch "Tiere und Pflanzen im alten Dorf" Hohenloher Freilandmuseeum Wackershofen
Heft "GEOEPOCHE - Das Millennium"
Heft "GEOEPOCHE - Das Mittelalter"
Zeitung; Artikel aus dem "Haller Tagblatt"