|
Hier gibt es lokale Geschichte aus der Zeit von 1720 - 1760
|
Diese Seite will nur einen groben überblick, der Entwicklung in der Zeit von 1720 - 1760 aufzeigen, um so besser die Welt
meiner Ahnen verstehen zu können. Dabei geht es mir nicht darum, die deutsche Geschichte genau zu erfassen, sondern
Ereignisse aufzuzeigen, die für das Leben der einfachen Leute wichtig wurden.
Alles andere würde den Rahmen dieser Homepage sprengen.
Die wichtigsten Schlagworte
Königlicher Besuch im Posthaus in Öhringen
Auf seiner Reise von München nach Frankfurt, wo er 1742 als Karl VII.
zum Deutschen Kaiser gekrönt wurde, kam Karl Albrecht, König von Böhmen und Kurfürst von
Bayern, durch Hohenlohe und machte Station in Öhringen. In der Rößleswirtschaft, damals
auch Posthaus, später das neuerbaute Gasthaus "Zum römischen Kaiser" und heute
Geschäftshaus mit der Kaiser-Figur, kehrten er und sein Gefolge ein. Über diesen Besuch berichtet
Prinz Heinrich August von Hohenlohe-Ingelfingen in seinem Tagebuch.
11. Januarius: Es kam Nachricht von Öhringen, daß der Churfürst von Bayern und König von
Böhmen übermorgen passieren wird. Es wurden 170 Postpferde bestellt,
12. Januarius: Fuhr um l Uhr in Ingelfingen weg nach Öhringen, da wars 3 Uhr, stieg am
Rößleswürthshaus (Posthaus) ab, schickte gleich ins Schloß und ließ mich melden. Abends zu
Tisch wurden ein Hauffen Berathschlagungen gehalten wegen Empfang des Königs, welcher morgen erwartet wurde.
13. Januarius: 9 Uhr kam Graf Ferdinand von Pfedelbach, nebst Graf Fugger, blieb über Mittags da.
Die Pfedelbachischen fuhren nach Haus um 4 Uhr mit seinem großen Staat so er bei sich hatt. Bekamen
alle Augenblick andere Nachricht, aber nichts positives konnten wir erfahren. Wurde allerhand
deliberirt (beratschlagt).
170 Postpferde waren schon parat.
14. Januarius: Garl von Bartenstein passierte auch Öhringen, fuhr nach Pfedelbach zu seinem Bruder.
Bekamen gewissen Nachricht, daß der König zu Greilsheim bleibt. Der Königl. Schatz- und Zahlmeister
passierte hindurch, bezahlte die Postpferde.
15. Januarius: Regen und Wolken. Wir aßen ordentlich alle zu Mittag um 9 Uhr, um auf alle Fälle
parat zu sein. Als wir gegessen, kam Graf Carl von Bartenstein, Ferdinand u. Fugger vom Steinhaus herein
ins Schloß gefahren, um sich miteinander zu bereden. Als wir gewisse Nachricht erhielten, daß
und wann der König kommen würde, fuhr der Graf von Öhringen, Vetter Louis und ich
in einer Chaise nach Cappel um 12 Uhr, dort kam nachgefahren, Graf Carl v. Bartenstein und
Ferdinand v. Pfedelbach, dann noch eine Chaise mit Räthen und viel Reitenden, fuhren halbwegs gegen
Neuenstein auf der Straßen, da vermuteten wir den König, ließen wegen Morastes Stroh hinstreuen.
Als sie vorbeifuhren, hielten Ihro Mayjestäten stille, machten den Schlag auf, darauf
complimentirte der Graf von Öhringen, in möglichster Kürze. Darauf in Cappel
fuhren wir ihm zuvor in Öhringen hinein. Die Bürgerschaft paradierte reyhenweis bis an die
Rößleswürthschaft, da war das Öhringer contingent postiert. Am Haus war eine Wacht
von Dragonern und auch vorm Zimmer. Graf Fritz half dem König aus dem Wagen, und Vetter Louis
führte die Königin ins Zimmer, drauf kamen wir zum Handkuß. Bald darauf invitierte Ihro
Mayjestät der König von Böhmen, uns zum Eßen, dem wir auch beywohnten. Nach Tisch
warteten sämtliche Damen Ihro Mayest. dem König und der Königin auf. Um 4 Uhr fuhren sie
wieder weg, und waren vor 7 Uhr zu Heilbronn. Graf Fugger wollte mitreiten, als er aber etlichmal vom Pferd
stürzte, blieb er zurück.
Kaiser Karl VII. in Öhringen
In einem Brief an den Fürsten Albrecht von Hohenlohe-Schillingsfürst schrieb der hohenlohische
Archivrat Christian Ernst Hanßelmann 1764 seine Erinnerungen an den
Aufenthalt des Kurfürsten von Bayern, Königs von Böhmen und späteren Deutschen
Kaisers Karl VII. in Öhringen 1742 nieder:
Durchlauchtigster Fürst, Gnädigster Fürst und Herr!
Daß Ew. Hochfürstl. Durchlaucht mich der gnädigsten Aufnahme meiner treu devotesten
Wünsche, anbey auch höchstdero fortwärigen unschätzbaren höchsten Huld auf das Neue
in Gnaden zu versichern geruhen wollen, das gereicht mir zur unterthänigsten consolation und
statte dafür meinen submissesten Dank ab.
Welchergestalt Kayser Carl der VII in anno 1742 als König in
Böhmen allhier in Öhringen empfangen,
begleitet und bedienet worden seye, davon habe ich zwar schon in abgewichener Woche eine schriftliche Relation
auf hiesiger Cantzley zu erhalten verhoffet, aber zur Antwort erhalten, daß nach fleißigem Nachsuchen sich
gleichwohl nichts schriftliches davon habe finden lassen wollen.
So viel mich aber selbsten davon annoch mit Gewißheit erinnere, so seynd Ihro Meines alhiesigen
alten gnädigsten Grafen und Herrns hochgräfl. Excellenz Ihro Majestäten
bis halb-weegs Neuenstein von hier entgegen gefahren und haben allerhöchst dieselben unterthänigst
complimentiret und hierauf einen noch näheren Weeg wieder voraus gefahren, und haben alhier beym
Aussteigen beyde Majestaeten noch einmahl empfangen. Es wurde zwar allerhöchst denenselben das
Quartier und Mittagsmahl bey Hoff allerunterthänigst angebotten, allerhöchst dieselben aber
nahmen die Offerte nicht an, sondern stiegen im Post-Hauß ab, wohin auch von Hoff aus alles was zur
Tafel erforderlich gewesen, gebracht die Speisen selbsten aber von Ihro Majestaet Mundkoch alsdann
zubereitet worden.
Von denen Hohenlohischen Landes Regenten waren noch weitere hochfürstl.
durchlauchtigste Durchlauchten und mein gnädigster Herr zu Langenburg, welche zugegen auch
Mittags an der Königl. Tafel saßen und mit denen Sich Ihro Majestaet während dem Essen
beständig im Gespräch unterhielten. Nach der Tafel setzten allerhöchst dieselben Ihre Reiße
nach Mannheim weiter fort, und hatten von Ihren eigenen Leuthen eine escorte von ungefähr
25 bis 30 Mann zu Pferd bey sich, welche zu beyden Seiten der Königl. Chaise mit bloßem Degen in der
Hand ritten: Von weiterer Begleitung ist mir nichts bekannt. Womit zu Ew. hochfürstl. Durchlaucht
fortwürig-unschätzbaren Huld und Protection mich submissest empfehle, mit allem nehml.
unterthänigstem Respect verharrend.
Ew. hochfürstl. Durchlaucht unterthänigst - treu - gehorsambster Knecht
Öhringen, den 30. Januarii 1764
Christian Ernst Hanßelmann
Buch "Öhringer Bürgerhäuser Band 1" von der Stadt Öhringen